Regatten

Vom SVSt veranstaltete Regatten, Wettfahrtkalender, Regattaberichte von auswärtigen Regatten unserer Segler und Seglerinnen,

Es fanden sich 12 Damen-Crews zum schweizerischen „Helga Cup" vom 06.10. bis 08.10.23 mit spätsommerlichen Temperaturen im wunderschönen Spiez am Thunersee zusammen.

Zwei deutsche Teams waren am Start. Neben uns „Die Pfeifen" (von Five = englische Bezeichnung 505er, aus der wir fast alle kommen) unter SVSt-Flagge mit Hanne & Wiebke aus Hamburg und Tina & mir aus München, noch eine Crew aus Greifswald. Gesegelt wurde gleichzeitig auf sechs J70 und der Wechsel der Crews fand auf dem Wasser statt, so dass man immer alle Rennen live mit bester Bergkulisse im Hintergrund vom Schlauchi verfolgen konnte. Die Lerneffekte waren dadurch riesig und weil man jedes zweite Rennen selber bestritt, hatte man auch gleich die Chance neue Erkenntnisse sofort umzusetzen. Das spielte uns sehr in die Karten, da wir noch nie zusammen gesegelt waren und in Summe aller Crewmitglieder die J70 vielleicht 5 Stunden vorab gesegelt sind, wobei Hanne noch nie auf einer saß...

Die Veranstaltung wurde live getrackt (TracTrac) und die Läufe sind weiterhin online. Zudem gab es (auf YouTube) Samstag und Sonntag live TV  inklusive Experten, Kommentatoren, Gopro's auf vier Schiffen und Interviews. Zusätzlich Roboter-Tonnen die per GPS an ihre Position geschickt werden und diese dann selbstständig halten. Mehr mediale Begleitung geht 2023 nicht. Da haben die Schweizer geklotzt und nicht gekleckert.

Eine stabile Hochdrucklage beschenkte uns mit viel Sonnenschein und milden Temperaturen, ließ aber vorab wenig segelbaren Wind erwarten. So begann die Steuermannsbesprechung auch mit dem Hinweis, dass jedes erdenkliche Lüftchen genutzt würde. Der Wettfahrtleiter aus dem Yacht-Club Spiez hat das Beste daraus gemacht und regelmäßig trotz anders lautender Ankündigungen, sobald ein Windstrich auf dem großen See zu sehen war, alle auf die Bahn geschickt. Hatte sich dann der Wind mit knapp 5 Knoten aufgebaut galt es dieses Fenster so gut wie möglich auszunutzen, bevor er wieder zusammenbrach. So kamen insgesamt elf Flights bei 22 Rennen an drei Tagen zustande, wir konnten elf Mal segeln. Es wurden zwei Wettfahrten abgebrochen. Das eine Mal waren wir dabei als wir 150 m vor dem Ziel auf dem zweiten Platz lagen ☹ Der Kurs war zwei Runden up and down mit Leegate bei 20 Minuten Zeitlimit.

Am ersten Wettfahrttag hat der Wind anfänglich zu großen Verzögerungen geführt, wodurch es ein sehr langer Tag wurde. Nur das anberaumte Raclette und die untergehende Sonne, damit einhergehend die schattigen Temperaturen aus den umliegenden 2.000 m hohen Bergen, haben dem Spaß ein Ende bereitet. Acht Rennen waren ausgetragen worden. Wir haben gleich das allererste Rennen bestreiten dürfen. Die fehlende J70 Erfahrung hat uns dann auch einen miesen Start eingebracht. Ein Knoten weniger Wind verlängert die Zeit zur Startlinie erheblich! Also als letzte los und gleich freisegeln... Dann bis zur Layline/Anliegelinie. Was hat die J für einen Wendewinkel?!? Ok, hoffen und nicht zu knapp rangehen. Irgendwie haben wir die zweite und letzte Wende der ersten Kreuz gut gesetzt und waren an vier Booten vorbei gefahren und als zweite um die Luvtonne. Den Platz konnten wir eine Runde halten und erst auf dem letzten Vorwindschlag wurden wir knapp auf Platz drei verwiesen. Manöver und Bootsspeed hatten noch Luft nach oben und bei so wenig Wind rächt sich das immer sehr... Wir waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden!

Unser zweiter Auftritt war im dritten Rennen. Ein perfekter Start mit dem wir die Tür am steuerbord Ende der Startlinie (diese ist zwischen zwei Tonnen) für vier Boote zumachen konnten und diese dort abstellten, war eine gute Grundlage. Gegen Ende des ersten Vorwindkurses haben wir eine Lee vor Luv Situation zu unseren Gunsten von den Umpires pfeifen lassen. Das Boot, dass uns abgedeckt hatte und daher vorbeigefahren war musste nun einen Strafkringel nehmen. Durch dieses Behaken war natürlich Nummer drei rangekommen ☹ Wir konnten auf der Kreuz wieder Boden gutmachen und als erste durchs Ziel. Da war die Freude groß!

Bei unserem nächsten Rennen lagen wir lange in Führung, aber auf dem zweiten Vorwinder zum Ziel hat die spätere Gesamtsieger-Crew es geschafft mit besserem Speed in Lee eine Überlappung herzustellen und uns an der Layline vom Ziel vorbei zu fahren. Da waren wir noch viel zu nett! Wir haben später erfahren, wir hätten sie rausprotestieren können. Man lernt immer dazu. Somit kamen wir als zweite ins Ziel. Das letzte Rennen des Tages (Race 8) war auch spannend. Wir kamen an die Luvtonne von der falschen Seite mit Steuerbordbug. Mussten hinter zwei Booten einfädeln zum Runden. Die Crew vor uns halste recht früh von Bb auf Stb vor unserer Nase. Ich bin leicht ausgewichen. Auf dem zweiten Downwind haben wir ihre Halse blockiert und konnten sie dann nach der Halse auf dem Weg zum Ziel überholen und wurden wieder zweite. Wir waren sehr zufrieden mit unserem Tagwerk. Am nächsten Morgen bekamen wir dann mit, dass wir auf Platz drei geführt werden. Ohje, das heißt weiterhin dranbleiben, dazulernen und nicht mehr mit dem Underdog-Vorteil unterwegs sein 😉

Der zweite Tag war von viel Warterei auf Wind geprägt. Nach Stunden auf dem Wasser kam eine leichte Briese für Race 10. Wir haben sofort den Genni gecheckt und zum aufwärmen drei Halsen gemacht. Auf dem Rückweg zum Start kam dann das Vierminutensignal. Der Wind ließ nach. Wir schafften es nicht zur Startlinie. Erst 40 Sekunden nach dem Start sind wir drüber gefahren. Bei einem Rennen, dass 12 Minuten Dauert eine Ewigkeit! Wir konnten nur noch einen überholen und waren ab da immer an der Linie zur Vorstartphase. Das nächste Rennen (12) entschädigte uns mit einem weiteren ersten Platz.

Insgesamt sind 22 Rennen mit 11 Flights trotz sehr flauer Verhältnisse zusammengekommen. Der Wettfahrtleiter hat das Beste rausgeholt. Wir waren verblüfft, dass sich in den drei Tagen überhaupt zeitweise segelbare Bedingungen durchsetzten, obwohl kein Gradienten-Wind angesagt war. Die thermischen Verhältnisse zwischen den Zweitausendern, dem Wasser und im Nordwesten dem flachen Land macht dies bei Sonnenschein möglich, wenn auch bei weitem nicht so extrem wie am Gardasee.

Wir sind zum Schluss dritte von 12 Crews geworden und mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht und einem Loch im Portemonnaie abgereist. Wir wollen wiederkommen und empfehlen diese Veranstaltung allen die viel segeln und dazulernen wollen. Die Jury hat jeden Tag die Protestsituationen vorgestellt und zahlreiche Tipps gegeben. Zusätzlich hat der schweizerische Kommentator allgemeine Bootshandling-Tipps vorgetragen. Im Prinzip war es wie ein intensives Trainingslager mit Preisverleihung. Sehr empfehlenswert!

Ich wünsche allen eine schöne Wintersaison.
Eure Helen

(Alle Ergebnisse bei manage2sail / englischsprachiger Artikel auf sail-world.com)

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