Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel
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Tattoos auf Tahiti

12.07.2019

Liebe Daheimgebliebenen,

Wir sind jetzt auf Tahiti, der Drehscheibe für Segler in der Südsee. Hier gibt es alles, was das Seglerherz begehrt. Das sind  in erster Linie Ersatzteile. Die letzten konnten wir nämlich vor einem Jahr auf Grenada bekommen und dazwischen lagen 7000 sm. Hier einige kleine Eindrücke, was schon erledigt wurde: neue Ankerkette gekauft, neues Oberwant und einiges am Ring erneuern lassen, 3 neue Zähne für Wolfgang (Vom Behandlungsstuhl aus kann man über den Pazifik gucken.), Vorsorge bei mir, Laptop noch in Reparatur, einige Krankengymnastiktermine für Wolfgang, Medikamente besorgt ( in Frankreich einfach zu bekommen und billig)... Das könnte man bei uns in drei Tagen hinbekommen,  aber hier dauert das 3 Wochen. Alles braucht viel Zeit. Noch steht die Durchsicht des Motors aus - der Monteur meldet sich nicht, war krank. Außerdem schwächelt der Außenborder, der noch unbedingt wieder gangbar gemacht  werden muss. Heute soll die neue Ankerkette geliefert werden. Dafür muss aber die alte erst einmal aus dem unteren Teil des Ankerkastens heraus, was bedeutet, vor unseren Kojen im Bug 48 Schrauben zu lösen, Aluplatte herauszunehmen und verrosteten Knoten zu lösen, Anker und Kette auf die Pier zu wuchten ( Zum Glück und zum ersten Mal seit einem halben Jahr liegen wir in einer Marina.), und dann 100 m alte Kette zu einem 100 m entfernten Platz zu schaffen. Das Gewicht der Kette beträgt mindestens 80 kg. Am Montag kommt dann auf dem gleichen Wege die neue Kette an Bord. Heute kaufen wir noch 2x 5l Seajet Antifouling (gibt es in Australien nicht). Dann muss noch ein Plexiglasteil vor unser neues Bedienpanel für die Selbsteueranlage u.v.a.m. So kann man sich die Zeit vertreiben. Und das sind nur kleine Beispiele.

Nächste Woche wollen wir uns aber noch einen Tag Urlaub nehmen und ein Auto mieten, um überhaupt etwas von der Insel zu sehen. Alles ist tropisch grün und die bis zu 2000 m hohen Berge sind meist von den Wolken verhüllt. Hier ist jetzt nämlich Winter und dementsprechend ist das Wetter durchwachsen. Gerade ist ein riesiges Tiefdruckgebiet, das sich in der Antarktis auf den Weg gemacht hat, über uns hinweggezogen. Hätten wir wegen der Wartungsarbeiten nicht in der Marina gelegen, hätten wir den Sturm wohl auch in der Cooksbay auf Moorea abgewettert. Da war uns aber mal wieder unser Glück hold, denn der Ankerplatz ist zwar vor Schwell geschützt, aber der stürmische Wind bis 35 kn wird durch die hohen Berge kräftig verstärkt. Bekannte von uns mussten nachts Ankerwache gehen, lagen vor drei Ankern und eine weitere Yacht wurde vertrieben, landete auf einem Riff, kam zum Glück wieder frei, aber trug natürlich Schäden am Unterwasserschiff davon. Aber was soll man auch bei über 50 kn Wind erwarten. Während alle auf Moorea eine unruhige Nacht verbrachten, lagen wir in der Marina, was sich aber auch besser anhört, als es ist. Denn der Schwell, der sich im ungünstigen Fall bildet, kann bis zu 4 m hoch  und der Rest, der in die Marina steht, kann bis zu 2 m hoch werden - also auch nicht schön. Nun haben wir wieder Flaute und können in Ruhe unsere Arbeiten erledigen.

Unsere Fahrt von den Tuamotus nach Tahiti war kurz (220 sm), aber leider nicht so recht entspannend. Nur mit Glück bekamen wir am Morgen unseren Anker frei. Er hatte sich unter Korallen verhakt. Außerdem blies der Wind mit 6 Beaufort, gewürzt von Schauerböen mit gut 30 kn und jeder Menge Regen. Am 2. Tag blieb der Wind dafür völlig weg, so dass wir sehr langsam wurden und nicht früh genug vor Tahiti ankamen, um bei Tageslicht in den Hafen zu gelangen. Er ist eigentlich gut betont, aber man kann nirgends ankern und die Marina ist voll, so dass man nicht weiß, wo man bleiben soll. Also mussten wir vor Papeete auf und ab fahren, bis der Morgen tagte. Im Moment kommen wir dauernd nachts an, was nicht verwunderlich ist, denn die Tage sind kurz (11 Stunden Tag, 13 Stunden Nacht). Leider drehte der Wind auch noch auf NW bei 4-8 Beaufort und kräftigen Regenschauern. Wir mussten wieder mal das Ölzeug herauskramen, wurden aber trotzdem nass.

Wie erwartet, war die Marina in Papeete voll, so dass wir nach Westen in der Marina Taina festmachen mussten. Für unser kleines Boot fand sich noch ein Platz. Dort liegen wir jetzt am Steg und müssen nicht mehr mit dem Dinghi fahren, also purer Luxus. Leider sind die Duschen weder schön noch warm – so fiel die erste Dusche seit Panama etwas enttäuschend aus.

Ansonsten gefällt uns Tahiti gut, v.a. die Freundlichkeit der Menschen ist beeindruckend. Man grüßt sich mit freundlichem Iarana, bedankt sich mit Mauruuru und hat in allen Lebenslagen Zeit. Die Frauen tragen oft große Blumenkränze auf dem Kopf oder zumindest eine Blume hinter dem Ohr. Fast alle sind irgendwie tätowiert. Auch die Segler widerstehen dem Tätowierungsdrang meist nicht. Fast jeder bringt ein Tattoo mit nach Hause.

Viele wollen ihr Boot spätestens in Neuseeland verkaufen, denn dort sind die Preise angeblich sehr hoch. Aber auch schon auf Tahiti lassen manche ihr Boot liegen, in der Hoffnung einen Käufer zu finden. Dem einen fehlt die Crew, der andere leidet darunter, viel reparieren zu müssen und so schlecht an Ersatzteile zu kommen. Die Schiffe müssen aber auch viel aushalten: lange Strecken, hoher Seegang = hoher Verschleiß. Wir sind zum Glück bislang von argen Defekten verschont geblieben, aber müssen uns auch unentwegt um das eine oder andere kümmern. Als letztes haben wir gerade ein neues Unterwant bekommen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Ein weiterer Höhepunkt ist der nur 200 m entfernte Carrefourmarkt. Er sieht genauso aus wie der in Cherbourg und hat wohl das gleiche Sortiment, ist aber leider zwei-bis dreimal so teuer. Aber wir genießen so vor uns hin. Wir haben Zeit und warten schon den vierten Tag auf den Motorenschlosser.

Nana (Auf Wiedersehen auf Polynesisch)

SY Hei-Jo, z. ZT. Tahiti/Marina Taina