Segler-Verein Stössensee e.V.

Segeln auf der Sonnenseite der Havel

HeiJo: Standortmeldung aus Cabedelo

24.11.2017

 

Liebe Stössenseeer,

nun sind wir nach knapp 5000 sm glücklich auf dem südamerikanischen Festland angekommen, und zwar in Jacare, einem kleinen Ort in der Nähe von Cabedelo, dem Hafen einer kleinen Stadt mit knapp einer Million Einwohnern (für Brasilien ist das sehr klein) mit dem Namen Joao Pessoa.

Wir liegen in einer kleinen Marina, die fest in französischer Hand ist. Das bedeutet Luxus - Wasser am Steg, keine Dinghifahrerei. Es liegt noch eine deutsche Yacht hier, so dass wir sofort mit vielen Tipps versorgt worden sind. U.a. gibt es eine schöne Bootswerft von Brian, einem Engländer, der vor 40 Jahren hier angekommen ist. Dort muss unsere Windselbststeueranlage einer Überholung unterzogen werden, da einige Lager ausgeschlagen waren. Dies ist hier aber gar kein Problem und wird fachmännisch und kostengünstig erledigt. Ausserdem ging unser Aussenborder nicht. Wahrscheinlich haben wir Diesel eingefüllt, dann funktioniert es eben  nicht.

Für unsere Atlantiküberquerung, die uns zunächst nach Fernando de Noronha  führte, benötigten wir von Mindelo aus 14 Tage, was genauso lange ist, wie mit unserem alten Boot, mit dem wir die Strecke ja bereits zweimal zurückgelegt haben. Wir hatten gedacht, dass wir diesmal schneller sein würden. Das Wetter wollte aber nicht so mitspielen.

Hinter den Kap Verden hatten wir nur für kurze Zeit einen z.T. mässigen Nordostpassat, der uns bereits auf 10 Grad Nord verließ. Die Kalmen waren schmal, nach 36 Stunden motoren hatten wir sie bereits durchquert. Leider hatten wir fortan mit einer ausgeprägten Monsunwetterlage zu tun, die uns viel Ostwind bescherte und seit Teneriffa Sand ohne Ende an Bord brachte. Südlich des Äquators erwischte uns ein "Monsuntrog", wie wir aus dem Wetterbericht von Norbert, dem Berliner Funkamateur, erfahren haben. In diesem Gebiet gibt es immer viele starke Böen, allerdings selten in dieser  Stärke und Dauer. Uns haben drei harte Böen getroffen, von denen v.a. eine sehr stark war. Unsere Windlupe hat ihren Alarm bei 45 kn, dann zeigt sie auch bald keine Zahlen mehr an. Unsere Genua konnten wir schnell genug einrollen, und das Grosssegel, bei dem sowieso schon das 2. Reff eingebunden war, konnten wir einholen. Allerdings schlapperten die Reste im Winde und wir hatten Angst, dass es Schaden nehmen könnte. Mit Hilfe eines Anlegers konnten wir nach einiger Zeit die flatternden Teile provisorisch festlegen. Zum Glück haben wir uns  zuhause neue Segel gegönnt, so dass die Segel alles gut überstanden haben und nichts passiert ist. Die Böen dauern etwas länger als auf der Havel. Die gerade beschriebene z.B. 6 Stunden, natürlich nachts. Da die Böen wie aus dem Nichts über einen herfallen, sind wir fortan nur noch mit stark gerefften Segeln gefahren, was unsere Etmale deutlich reduziert hat.

Am 6.11. um 1.30 nachts haben wir auf 33 West den Äquator überquert. Mit einsetzendem Südostpassat nahmen die Böen ab. Allerdings muss man ordentlich vorhalten und gut Süd machen, damit man von der Strömung nicht zu weit nach Westen getragen wird.

Auf Fernando de Noronha machten wir Pause, allerdings nur für drei Tage, denn der Aufenthalt kostet jetzt 100 Dollar am Tag. Dafür umspielen Delphine das Boot und Schildkröten paddeln um einen herum. Die Insel ist jetzt sehr touristisch, aber es gibt keine großen Hotels und einsame Strände.

Anschließend haben wir schnell die  250 sm nach Jacare zurückgelegt und legen nun hier eine Pause ein. Immerhin haben wir es geschafft, unsere Einklarierung zu erledigen, was einen mehrere Tage beschäftigt. Heute sollen wir unsere Wäsche bekommen, abends fahren wir mit Brian und Familie, sowie mit Annemarie und Werner, den deutschen Seglern, nach Joao Pessoa zu einem traditionellen Konzert . So hat man zu tun.

Wir wünschen allen eine schöne Vorweihnachtszeit. Auch hier gibt es übrigens Weihnachtströdel, was bei 30 Grad auf uns etwas unpassend wirkt.

Alles Gute

Die Crew von Bord der Hei-Jo

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